Im Vergleich zu Autofahrten sind Flugreisen unglaublich sicher. Wie viele Flugzeuge haben während des Betriebs ernstzunehmende Ausfälle und stürzen tatsächlich ab?
Natürlich bleibt ein Restrisiko, und während bei einem schweren Autounfall wenige Personen verletzt werden oder sterben, sieht es bei einer Boeing mit 300-plus Passagieren ganz anders aus. Wenn etwas passiert, sieht es im Flugverkehr für die Beteiligten häufig sehr schlecht aus.
Dies macht passende Sicherheitsmaßnahmen so wichtig. Damit die Sicherheit gewährleistet bleibt, nutzen die Maschinen, das Bordpersonal und auch das Personal am Boden verschiedene Sicherheitssysteme. Einige der Systeme wurden tatsächlich aufgrund ehemaliger Crashs entwickelt. In diesem Artikel sollen die Maßnahmen nun genauer aufgezeigt werden.
Video: Sind Flugzeuge sicher? | Geniale Fakten, Tipps & Tricks
Sicherheit an Bord
Bevor ein Flugzeug zum ersten Mal in den Himmel steigt, durchläuft es schon etliche Tests in Bezug auf die Funktionstüchtigkeit und mögliche Ausfälle. Bereits bei der Gestaltung des Flugzeugs wird auf die Sicherheit geachtet und alle möglichen Szenarien am Computer durchgespielt. Diese Tests setzten sie schließlich in Windkanälen und bei Testflügen fort.
Und auch die Piloten haben während des Flugs Hilfe an der Hand:
- TCAS:
Das Traffic Alert and Collisions Avoidance System ist seit den 80er Jahren ein fester Bestandteil an Bord, da zuvor die Kollisionsrate in der Luft zunahm. Das Kollisionswarnsystem warnt den Piloten, wenn er sich auf derselben Höhe mit einer anderen Maschine befindet und mit dieser kollidieren könnte. Gibt ein Fluglotse eine Höhe an, die auf einen Kollisionskurs führen würde, ist der Pilot angehalten, dem System zu vertrauen, da es gleichzeitig mit dem im anderen Flieger kommuniziert. - EGPWS:
Dieses System warnt den Piloten beim Anflug oder dichten Überflug von Erhebungen, dass er zu dicht an einem Objekt herankommt. Auf diesem Weg lassen sich also potenziell verheerende Unfälle vermeiden.
Und was ist mit den Maschinen generell? Viele Menschen erschreckt es, wenn sie sehen, dass die Flugzeuge durchaus mal 25 Jahre alt sein können, und vergleichen sie mit einem normalen Wagen. Nach 25 Jahren ist ein Auto nun wahrlich nicht mehr vertrauenswürdig. Bei Flugzeugen sieht es anders aus. Sie sind auf eine lange Nutzungszeit angelegt und werden massiv überprüft und kontrolliert.
Überprüfung der Maschine vor jedem Flug
Praktisch vor jedem Start muss die Maschine optisch überprüft werden. Hierzu zählen die sichtbaren Teile, die Reifen, aber auch die Funktionstüchtigkeit der elektrischen Anlagen im Innenraum. Diese Aufgabe wird vom Bodenpersonal durchgeführt und gilt als absolute Pflicht:
- Checks:
Der Flugkapitän oder der Flugpilot muss vor jedem Flug alle Instrumente prüfen. Passt etwas nicht, wird der Techniker informiert und das Problem entweder lokalisiert oder eine Beeinträchtigung ausgeschlossen. - A-Check:
Je nach Flugzeug muss alle zwei Monate ein A-Check vollzogen werden. Hierbei werden die technischen Anlagen durchgeschaut und die Kabine in Augenschein genommen. Bei entsprechenden Auffälligkeiten erfolgen passende Maßnahmen. - B-Check:
Dieser findet, je nach Flugzeug, nach drei oder fünf Monaten statt. Die Techniker checken die Elektrik und prüfen die baulichen Teile des Flugzeugs. Auch hier wird bei Mängeln gleich gegengesteuert, um Risiken zu vermeiden. - C-Check:
Dieser ist nach 15 oder 18 Monaten an der Reihe. Über zwei Wochen nehmen Techniker und Prüfer das Flugzeug mehr oder weniger teilweise auseinander und prüfen alle Komponenten auf eventuelle Probleme.
Überholung
Nach sechs bis zehn Jahren wird jedes Flugzeug generalüberholt. Die Arbeiter nehmen das Flugzeug auseinander, untersuchen alle Einzelteile und ersetzen beschädigte Teile. Zumeist werden die Teile auch geröntgt, um Haarrisse ausfindig zu machen. Diese Prüfung dauert bis zu sechs Wochen.
Übrigens befinden sich die wichtigsten Instrumente zweifach im Cockpit. Fällt eine Variante aus, greift nun die andere. Die Sicherheitsmaßnahmen sind also sehr umfangreich und darauf ausgelegt, Tragödien wie Flugabstürze so unwahrscheinlich wie möglich zu machen.
Video: Perfekter Überblick: Sicherheit im Flugverkehr
Sicherheit am Boden
Die Sicherheit eines Flugs fängt schon lange vor dem Start an. Gerade in den heutigen Zeiten muss verhindert werden, dass brenn- und explosionsfähige Flüssigkeiten oder Waffen an Bord kommen. Im Laderaum befindet sich aber auch oft gewöhnliche Fracht, da noch Platz ist und der Flieger mit zum Warentransport genutzt wird. Niemand möchte, dass ein Großbrand auf dem Flug geschieht, wie er 1996 zwischen Miami und Atlanta geschah, als Sauerstoffkerzen, die zur Notversorgung in Flugzeugen genutzt werden, im Frachtraum mittransportiert wurden und sich entzündeten.
Daher gilt:
- Frachtkontrolle:
Die Fracht von Flugzeugen wird überprüft. Für spezielle Warengruppen gibt es eigene Frachtbehälter, die die Gefahr deutlich senken. Gleichzeitig wird geprüft, ob sich nicht Bomben im Gepäck befinden. - Ladung:
Die Ladung muss sicher verpackt sein, damit sie während des Flugs nicht verrutschen kann. Zur Ladungssicherung gehört natürlich auch die Berechnung des Kerosins, da jedes Kilo Fracht mehr Kerosin erfordert. - Bodenkontrolle:
Das Bodenpersonal prüft das Flugzeug vor dem Start genau. Hierbei handelt es sich um eine optische Prüfung, bei der die Reifen, das Fahrwerk, die Tragflächen, Turbinen und vieles mehr überwacht wird. - Bodenbewegungen:
Wie Autos können auch Flugzeuge auf dem Boden zusammenstoßen, was durch die Menge des im Fliegers befindlichen Kerosins drastische Folgen haben kann. Spezielle Arbeiter des Bodenpersonals sind mitsamt des Towers für diesen Bereich zuständig.
Ein wichtiger Punkt bei der Bodensicherheit ist die Sicherheit der Mitarbeiter. Aus dem Cockpit ist es unmöglich, den Bereich direkt neben und unter der Maschine zu sehen. Gleichfalls kann eine unbesetzte Maschine, wenn sie denn ins Rollen gerät, kaum angehalten werden. Daher werden direkt nach der Landung und des Parkens sogenannte Chocks an den Rädern befestigt. Sie verhindern, dass die Maschine auch nur einen Zentimeter rollen kann, und sichert das Bodenpersonal ab.
Weitere Maßnahmen
Die weiteren Maßnahmen der Flugsicherheit sind die, die jeder Passagier selbst erlebt. Die Gepäckstücke werden geprüft und wer Handgepäck mitnimmt, der hat keine Chance zum Gangway zu gelangen, ohne das Gepäck und sich selbst vorher durchleuchten zu lassen.
Längst dürfen bestimmte Gegenstände gar nicht mehr mitgenommen werden, denn schon eine Feile könnte an Bord als Waffe genutzt werden. Flüssigkeiten dürfen nur noch in geringen Mengen ins Handgepäck – und dann auch nur noch im speziellen Beutel. Dies dürfte nicht verwundern, denn schließlich wollen alle Beteiligten entsprechende Vorfälle wie bei den Terroranschlägen für immer verhindern.
Fazit: Hohe Sicherheitsvorkehrungen
Die Luftfahrt lernte aus Fehlern und hat über die Jahre hinweg in Sachen Sicherheit massiv nachgebessert, um künftige Tragödien zu vermeiden. Natürlich kann immer noch etwas geschehen, doch lässt sich die Gefahr mittlerweile als relativ gering einstufen. Wichtig ist die regelmäßige Überprüfung der einzelnen Maschinen und die Einhaltung der Sicherheitsvorkehrungen an Bord. Wobei natürlich nie die Sicherheit des Bodenpersonals vernachlässigt werden darf.
Chokes sind unumgänglich und die Gerüste, die während der Wartung rund ums Flugzeug aufgestellt werden, müssen Stürze und Unfälle so gut es geht verhindern. Durch diese umfassenden Sicherheitsmaßnahmen lässt sich die Sicherheit relativ zuverlässig gewährleisten. Natürlich ist nie ausgeschlossen, dass doch einmal etwas passiert. Dies gilt jedoch für alle Arten des Reisens und Verkehrsmittel.
Bildnachweis:©Shutterstock-Titelbild: _Pincasso -#01: Corepics VOF -#02: aapsky -#03: ChameleonsEye -#04: Tyler Olson
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Guten Abend,
ich habe mal eine Frage zur Passagier-Luftfahrt:
Ist es eigentlich für ALLE Airlines (auch die Billig-Airlines!) verpflichtend, die Sicherheitseinweisung der Passagiere vor dem Abflug durch das Flugpersonal vorzunehmen. Ich höre immer wieder, dass Billigflieger sich diese wichtige Unterweisung ersparen und nur noch Piktogramme auf den Sitzen liegen. Keiner erklärt aber, wie alles im Notfall abläuft und wo z.B. die Notausgänge sich befinden. Bin längere Zeit nicht mehr geflogen, werde aber bald wieder fliegen. Vielen Dank für Ihre Info im voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Drees