Es herrscht eine merkwürdige Atmosphäre auf dem „Boneyard“, wie das Gelände in der Wüste von Arizona auch genannt wird. Rund 4400 Flugzeuge stehen hier herum. Was hat es mit diesem Ort auf sich?
Die Sonora-Wüste: Ein Flugzeugfriedhof des Militärs?
Wer erstmals in Tucsons karger Wüstenlandschaft auf die Flugzeuge trifft, hat mit großer Wahrscheinlichkeit unwillkürlich den Eindruck, einen verlassenen Stützpunkt der U.S. Airforce vor sich zu haben. Wer aber dann mal genauer hinschaut und einen zweiten und dritten Blick wagt, wird schnell merken: Hier warten nicht nur Militärflieger auf ihr Schicksal, auch Flugzeuge der NASA findet man hier.
Auf diesem Gelände gibt es offensichtlich eine akribisch genaue Anordnung, die Flugzeuge sind in verschiedene Bereiche eingeteilt, sortiert nach Typ und nach Farbe. Der militärische Eindruck entsteht aber nicht nur durch die Flieger selbst, sondern auch durch die Aufstellung der einzelnen Maschinen: Die Abstände der Flügel scheinen auf den Millimeter genau bei allen Fliegern gleich zu sein. Schließlich muss der Platz auf dem Gelände ja effizient genutzt werden.
Video: Das Ende der Piste – Flugzeugfriedhöfe
Flugzeugfriedhof in der Wüste: Geschichte zum Anfassen
Tausende Maschinen, unter anderem aus der Luftwaffe und der Marine, stehen auf dem „Boneyard“. Da hier neben beschädigten vor allem auch ausgemusterte, alte Flugzeuge landen, ist der Flugzeugfriedhof ein toller Ort, die Geschichte der amerikanischen Luftfahrt hautnah zu erleben. Die ersten Maschinen wurden bereits im Jahr 1946 in die Wüste verfrachtet, direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Als erstes waren es knapp 600 Langstreckenbomber, die B-29 Superfortresses, dann kamen 200 Transportflieger, die C-47 Skytrains, dazu. Besser bekannt sind die letzteren vor allem in Deutschland unter dem Spitznamen „Rosinenbomber“.
Sie wurden eingesetzt, als Russland den Güterverkehr nach Westberlin unterbrach und die Alliierten die Menschen im westlichen Teil der deutschen Hauptstadt über die sogenannte „Berliner Luftbrücke“ unter anderem mit Lebensmitteln versorgt haben.

Es hört sich doch recht endgültig an: Flugzeugfriedhof. Kein Ort, von dem eine Maschine zurückkehren kann. (#02)
Geparkt in der Wüsten: Endstation Flugzeugfriedhof
Es hört sich doch recht endgültig an: Flugzeugfriedhof. Kein Ort, von dem eine Maschine zurückkehren kann. Die Realität sieht aber anders aus. Die Flugzeuge finden sich aus den unterschiedlichsten Gründen in der Wüste von Arizona und ähnlich unterschiedlich sieht auch ihre Zukunft aus.
Die Möglichkeiten umfassen zum Beispiel:
- Verschrottung
- Zerlegung
- Aufbewahrung für spätere Verwendung
- Reparatur
Der Begriff „Flugzeugfriedhof“ ist also tatsächlich etwas irreführend. So werden viele dort geparkte Flieger tatsächlich wieder komplett hergerichtet, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingesetzt zu werden, denn nicht weit vom Gelände entfernt befindet sich die „Davis-Monthan Air Force Base“, ein Stützpunkt der US-amerikanischen Luftwaffe.
Manchmal ist der Flugzeugfriedhof in der Sonora-Wüste in Arizona aber auch schlicht ein Parkplatz für historisch bedeut same Maschinen, die hier dann ihre letzte Ruhestätte finden. Die Zerlegung von alten Fliegern ist ebenso Alltag auf dem Friedhof. So wird dort zum Beispiel die gesamte Flotte der Boeing B-47 Stratojet demontiert. Die Ausnahmen bilden nur 30 Stück, die in Museen ausgestellt sind.

Tausende Maschinen, unter anderem aus der Luftwaffe und der Marine, stehen auf dem „Boneyard“. Da hier neben beschädigten vor allem auch ausgemusterte, alte Flugzeuge landen, ist der Flugzeugfriedhof ein toller Ort, die Geschichte der amerikanischen Luftfahrt hautnah zu erleben. (#01)
Der Arbeitsalltag auf dem Flugzeugfriedhof
Ausgestorben ist der Flugzeugfriedhof übrigens keinesfalls. Das Gelände mit einer Größe von etwa 1400 Fußballfeldern wird von der „309th Aerospace Maintenance Regeneration Group“ betrieben. Diese Gruppe beschäftigt dort rund 550 Mitarbeiter.
Die Aufgaben dieser Mitarbeiter umfassen zum Beispiel das Entfernen aller Waffen, der Schleudersitze und der Datenträger, die sich an Bord der Flugzeuge befinden, sowie das Waschen und das Lackieren der Flieger.
Heiß und trocken: Die Wüste als perfekter Flugzeugfriedhof
Wenn man Rost an einem der Flieger entdeckt, deutet das meist darauf hin, dass sie in Gegenden mit hoher Luftfeuchtigkeit oder viel Regen im Einsatz war. Am Wüstenklima liegt es jedenfalls nicht. Die Trockenheit und Hitze in Arizona tragen tatsächlich maßgeblich zum Erhalt der Maschinen bei. Die Landschaft ist staubtrocken, die Gefahr, dass die Flugzeuge ungewollt einrosten, ist also sehr gering. Zudem macht der steinharte Boden es einfach, die tonnenschweren Flieger zu bewegen. In regenreichen Gebieten würde der Boden aufweichen, was einen Transport der Maschinen nahezu unmöglich machen würde.
Flugzeugfriedhof: Super-Flieger bestaunen erlaubt!
Obwohl auf dem Flugzeugfriedhof in Arizona hauptsächlich Militärflieger stehen und ein Teil davon in der Zukunft wieder zum Einsatz kommen wird, kann man das Gelände als Besucher betreten. Besonders die sogenannte „Celebrity Row“ ist sehenswert. Hier sind die bedeutendsten Maschinen des Boneyards aufgereiht. Der Zutritt zum Gelände ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Solche Touren finden unter der Woche jeden Tag statt und starten im angrenzenden „Pima Air & Space Museum“. Die anderthalbstündige Fahrt zeigt den Besuchern einzelne, ausgewählte Stationen des Geländes. Aussteigen und auf eigene Faust erkunden ist streng verboten, der gesamte Flugzeugfriedhof ist nur für Mitarbeiter zugänglich.
Video: Der Flugzeug Friedhof von Teruel | Doku Deutsch/HD
Arizona in Europa? Ein Flugzeugfriedhof in Spanien
Wer sich im heißen Nordosten von Spanien, genauer gesagt in Aragonien, wiederfindet, könnte dort plötzlich über ein paar Großraumflugzeuge stolpern. Dort eingezäunt finden sich einige Boeing 747 und Airbus-Maschinen vom Typ A330 und A340. Was machen solche Linienmaschinen in der abgelegenen Halbwüste östlich der spanischen Hauptstadt?
Das Konzept, das hier verfolgt wird, ist ähnlich dem in Arizona. Der ehemalige Militärflughafen wird nicht für Fracht- und Passagierverkehr genutzt, sondern dient als ein Flugzeugfriedhof. Auf der Piste landen nun leere Maschinen, neuere und ältere Jets, die vorübergehend nicht mehr benötigt werden oder sogar das Ende ihres Lebenszyklus erreicht haben. Alles begann 2013 mit einer Boeing 747-400F der insolventen Air Cargo Germany aus Hahn.
Auch in Nordostspanien ist das Klima perfekt für die Lagerung von Fliegern. Mit 240 Sonnentagen ist das Gebiet schön trocken. Ein Transport der Maschine in das entferne Arizona ist also nicht mehr nötig. Mittlerweile finden sich hauptsächlich Flugzeuge aus Russland in der spanischen Halbwüste. Seit dem Niedergang der zivilen Luftfahrt gibt es kaum noch Verwendung für die Flieger von UTair und der in Konkurs gegangenen Transaero.
Video: Die letzte Reise der „Landshut“ – Doku Deutsch/HD
Flugzeugfriedhof: Auch in Deutschland?
Orte auf der Welt, die sich als Flugzugfriedhof eignen, müssen vor allem drei Kriterien erfüllen:
- Trockenes Klima, kaum Niederschlag
- Niedrige Luftfeuchtigkeit, Hitze und viel Sonne von Vorteil
- Weitläufige Fläche mit hartem Boden
Deutschland eignet sich auf den ersten Blick also nicht besonders. Als Land in Mitteleuropa ist es zu regenreich und zudem recht dicht besiedelt. Klassische Flugzeugfriedhöfe wie in Arizona und Spanien sucht man in der Bundesrepublik also tatsächlich vergeblich. Was passiert hier zulande aber mit alten Fliegern von der Lufthansa oder der Bundeswehr?
Große deutsche Fluggesellschaften verfrachten ihre Flieger tatsächlich in der Regel nach Arizona. Es gibt aber auch Deutschland Orte, wo Flugzeuge zum Zerlegen hingebracht werden. Dazu gehören zum Beispiel der Flughafen Köln/Bonn.
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